"Mit siebzehn Jahren war ich ein recht überspanntes Ding. Das könnte ich  wohl heute nicht mehr wissen, wenn die aufbewahrten Tagebuchblätter  nicht wären. Aber darin haben die längst verflüchtigten Schwärmereien,  die niemals wieder gedachten Gedanken, die nie wieder gefühlten Gefühle  sich verewigt, und so kann ich jetzt beurteilen, was für exaltierte  Ideen in dem dummen, hübschen Kopfe steckten. Auch dieses Hübschsein,  von dem mein Spiegel nicht mehr viel zu erzählen weiß, wird mir durch  alte Porträts verbürgt. [...]
Die sonderbaren – in rotem Umschlag gehefteten –  Tagebuchblätter jedoch, deuten mehr auf Melancholie, als auf Freude am  Leben. Die Frage ist nun die: war ich wirklich so thöricht, die Vorteile  meiner Lage nicht zu erkennen, oder nur so schwärmerisch zu glauben,  daß allein melancholische Empfindungen erhaben und wert seien, in  poetischer Prosa ausgedrückt und als solche in die roten Hefte  eingetragen zu werden? Mein Los schien mich nicht zu befriedigen. [...]"
BERTHA VON SUTTNER - DIE WAFFEN NIEDER 
                     
 

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen